Akupunktur : die Energien
Die Energiehaushalte
Wenn man von Leere oder Fülle spricht, versteht man unbemerkt "Energie".
Dieser Begriff der Energie verlangt eine genauere Beschreibung.
Sehen wir uns also an, was die Tradition sagt, wenn die drei (Energie-)
Haushalte angesprochen werden.
Die Rolle des oberen Haushaltes besteht darin, die Energie der
absorbierten Luft auf dem Niveau der Lungen zu assimilieren :
- Durch die Nasenlöcher und die Lungen schöpft der Organismus die Energie des Himmels. (Neï-Ting : Linn-Tchrou, chap. 56)
- Die Lunge dirigiert alle Energien des Körpers, sie entspricht der Energie des Himmels. (Neï-Ting : Linn-Tchrou, chap 60)
Die Rolle des mittleren Haushaltes ist es : der Nahrung die Energie zu entziehen und sie zu assimilieren, durch die Organe, die zu diesem Haushalt gehören. Er beseitigt die Abfälle, die ausgeschieden werden. (Neï-Ting : Linn-Tchrou, chap 18)
Die Energien der Luft und der Nahrung vermischen sich zur wesentlichen Energie, genannt Tsong.
Die Übersetzung des Ideogrammes Tsong ergab die gebräuchliche Benennung der Vorfahren, während die Bildung dieser Energie mit einer überlieferten Hinterlassenschaft nichts zu tun hat.
- Das Leben wird erzeugt durch die Vereinigung von Erde und Himmel. Das Leben bewahrt die Essenz dieser Kombination. Diese Essenz ist aus zwei Elementen gebildet, von denen eines vom Kosmos kommt (Luft), während das andere von der Nahrung kommt (das heisst von der Erde). (Neï-Ting : Linn-Tchrou, chap. 8)
- Die Energie kommt vom Magen, von dort führt sie zu den Lungen, um die 5 Organe und die 6 Eingeweide zu ernähren" (...) "Das Blut und die Energie sind vom selben Ursprung, sie differenzieren sich nur durch die Namen, die man ihnen gibt. (Neï-Ting : Linn-Tchrou , chap. 18)
Beachten Sie bitte:
Die Bildung der essentiellen Energien findet auf dem Niveau des
Dünndarms statt :
der Dünndarm empfängt die nutritiven Stoffe, die in die 12 Meridiane
übergehen. (Neï-Ting : Linn-Tchrou, chap. 40)
- Hier also eine präzise Beschreibung der Energie, die in den Meridianen zirkuliert, um die Organe und Eingeweide zu ernähren.
Der Ausdruck Energie ist scharfsinnig gewählt, weil er die Idee der Mischung von Kraftstoff und Brennstoff umfasst, die nötig sind für die funktionellen und vitalen Grundbedürfnisse (diese Worte enthalten an sich schon das Prinzip der Elemente).
Die Energieströme
Diese Energie, sagt uns die Tradition, wird gereinigt und dynamisiert
durch die ursprüngliche Energie Yuen-Tchi, die vom unteren Haushalt
aufsteigt.
Es gibt also zwei Energieströme
- Von innen nach aussen, das ist die überlieferte Energie Yuen-Tchi; von aussen nach innen, von der Umwelt kommend, das ist die essentielle Energie, geformt aus den Energien der Luft und der Nahrung. (A. Faubert)
Diese Mischung der drei Energien zirkuliert im Zentralgefäss Tchong-Mo.
Es entspringt dem Cavum pelvis, steigt ab und kommt hervor beim Perineum.
Ein Zweig ragt in die Wirbelsäule, der superfizielle Zweig teilt sich in zwei Äste, die mit dem Meridian der Nieren zusammentreffen, von R11 nach R21, und verläuft dann an beiden Abdomenseiten bis zum Hals, umführt die Lippen und verteilt sich auf den Meridianen in Yong-Energie und ausserhalb der Meridiane in Wei-Energie.
- Die überlieferte Energie Tchong-Mo zirkuliert gleichzeitig mit den Energien Yong und Wei. Die materiellen Energien werden durch das Blut dargestellt, die immateriellen durch die Energie. Der Meridian Tchong-Mo entspringt aus den Genitalbereichen, er erhebt sich in den oberen Körperbereich, zirkuliert an der Aussenseite des Körpers und verteilt sich auf der Brust. Er zirkuliert ebenfalls in den Meridianen, fliesst in die Arterien, deren Schlag man neben dem Nabel spüren kann. (Neï-Ting : Linn-Tchrou, chap. 62)
- Der Meridian Tchong-Mo transportiert die Mischung der Energien
(essentielle und ursprüngliche), das heisst : Wärme und Nahrung. (A.
Faubert)
Wenn die Energie und das Blut des Meridians Tchong-Mo ausgeglichen sind, ist die Körpertemperatur normal. (Neï-Ting : Linn-Tchrou, chap. 65)
Dies impliziert eine Rolle auf das wärmeregulierende System des Organismus
- Die Energie des Tchong-Mo sendet, nachdem sie Organe und Eingeweide ernährt hat, den Energieüberschuss in die Lungen und befreit sich als Energieform Yong (ernährend) und Wei (verteidigend). (A. Faubert)
Diese essentielle Vitalenergie hat also nichts Geheimnisvolles, und ich frage mich, warum viele Akupunkteure die Esoterik umgehen, obwohl die Tradition sie doch so klar beschreibt.
Dagegen sind die traditionellen Texte, die ursprünglichen Energien
betreffend, die vom unteren Haushalt stammen, nicht sehr eindeutig. Es
würde sich um "Wärme" oder "genetische Ausrüstung" handeln, folgte man
den zeitgenössischen Autoren.
Vielleicht handelt es sich eher um zirkulierende Hormone (Testosteron,
Progesteron), wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass der Meridian
Tchong-Mo aus dem Genitalbereich entspringt.
Wir wissen alle, dass sich Energie in Arbeit und Wärme verwandelt.
Jedes Organ, jedes Eingeweide und jeder Muskel produziert über die
geleistete Arbeit, von der konsumierten Energie aus ebenfalls auch Wärme.
Diese Wärme wird zum Teil für Vitalbedürfnisse konserviert, und der
Überschuss wird durch die Haut und die Lungen ausgeschieden, das ganze,
regiert durch das wärmeregulierende System.
Der Stoffwechsel der Energie
Die lebende Materie ist ein instabiles wärmedynamisches System, das
sich ohne eine Zufuhr von Energie nicht erhalten kann. Sie führt unter
anderem verschiedene Operationen, Bewegungen, chemische Synthesen sowie
Transporte von Substanzen in umgekehrter Richtung zum
Konzentrationsgefälle durch; alles Aktivitäten, die ohne Energieverbrauch
nicht stattfinden könnten.
Diese Energie ist ebenfalls notwendig bei den Warmblutorganismen, um die
Temperatur ihrer Körper aufrecht zu erhalten. Sie wird produziert über
die Zersetzung der Nahrung, die im wesentlichen aus der
Sauerstoffverbrennung der organischen Substanzen besteht, und nachfolgend
zur Produktion von Kohlendioxid und Wasser.
Die komplette Oxydation von einem Mol Glukose produziert ca. 686 kcal
freie Energie.
Die physiologisch wenig aktiven Gewebe zeigen normalerweise eine schwache
Stoffwechselaktivität. Dies ist der Fall bei den Drüsen und Muskeln im
Ruhezustand, sowie bei den Stützgeweben (Bindegewebe, Knochen) oder denen,
die wie das Fettgewebe dazu dienen, ein inaktives Stoffwechselmaterial zu
lagern.
Das erste Stadium des Nahrungsgebrauchs, sei es zur Energieproduktion
oder jeglichem anderen Zweck, besteht aus einer hydrolytischen Spaltung
der Makromoleküle in kleine Einheiten, einen Prozess, den man allgemein
Verdauung nennt. Aus biologischer Sicht ist es ein Löslichmachen der
Nahrung - eine unbedingt nötige Kondition - um sie im Darm zu resorbieren.
Der intestinalen Verdauung sehr ähnliche Prozesse spielen sich in den
meisten Geweben ab, wenn die Reservesubstanzen wie eine Energiequelle
mobilisiert werden. Die während der Verdauung im Magen-Darm-Trakt
geformten Hexosen werden absorbiert und erreichen die verschiedenen
Gewebe über den Weg des Blutstromes.